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„Ich will fortleben, auch nach meinem Tod!“

Liebe Anne,

dein Wunsch ist in Erfüllung gegangen. Dein Tagebuch gehört zu den meistverkauften Büchern aller Zeiten. Schulen, Straßen und Plätze wurden nach dir benannt. Deine Gedanken begleiten Jugendliche wie Erwachsene. Deine Ängste, Träume und Wahrnehmungen teilen Millionen von Menschen. Insbesondere in unserer heutigen Migrationsgesellschaft scheint dein literarisches Wirken nicht an Aktualität einzubüßen. Dein Gesicht ziert die Aufwärmshirts italienischer Serie-A- Clubs, ein Zeichen gegen Antisemitismus. Du lebst als Symbol gegen Unmenschlichkeit und Völkermord fort.

Die Geschichte des jungen Mädchens, ihrer Familie und Weggefährten behandelt derzeit die Ausstellung „Deine Anne. Ein Mädchen schreibt Geschichte“ in der Jüdischen Gemeinde Bochum- Herne-Hattingen. Bochumer Schülerinnen und Schüler begleiten die Besucher durch die Ausstellung und referieren zu den jeweiligen Stationen in Annes Leben. Die freiwillige Auseinandersetzung der Schülerinnen mit der Thematik sowie ihr soziales Engagement sind hierbei nicht hoch genug einzuschätzen. Von der zunächst unbeschwerten Kindheit in Frankfurt, gefolgt von Zeiten zunehmender Diskriminierungen der jüdische Bevölkerung durch die Nationalsozialisten und der dadurch bedingten Flucht, über die Zeit im Versteck in Amsterdam bis hin zur dramatischen Odyssee durch die Konzentrationslager Westerbork, Auschwitz und Bergen-Belsen wird Annes Lebensgeschichte nachgezeichnet. Die mit bildgewaltige Sammlung durchleuchtet neben Annes Perspektive auch diejenige anderer Verfolgter sowie von Unterstützern der Franks. Der emotionalste Ort der Ausstellung ist sicherlich der Gedankenraum, der den Besucher das Seelenleben der jungen Chronistin offenbart. Neben dem historischen Kontext wendet sich die Ausstellung jedoch auch direkt an die primär jugendlichen Besucher und regt zur Reflektion hinsichtlich der Themen Identität, Gruppenzugehörigkeit und Diskriminierung an. Die Ausstellung ist noch bis zum 30.11.2017 geöffnet. Wir empfehlen allen, diese äußerst gelungene Ausstellung aufzusuchen und sich mit der Geschichte dieses bedeutenden Mädchens auseinanderzusetzen.