Stadtführung mit dem Louis-Baare-Berufskolleg
Anfang Juni (05.06.) hat das Fanprojekt Bochum die Stadtführung „1938, nur damit es jeder weiß“ für Schüler*innen des Louis-Baare-Berufskollegs angeboten. Diese Führung ist seit einigen Jahren Bestandteil der sozialpädagogischen Bildungsarbeit, welche das Fanprojekt leistet. Konzipiert wurde dieser Rundgang von geschichtsinteressierten Fans des VfL Bochum 1848 unter Koordination des Fanprojekts.
Begonnen hat der Rundgang im Ruhrstadion wo die Schüler*innen erste historische Informationen über den VfL Bochum 1848 erfahren haben. Dabei stand voralldingen die Zwangsfusion der Vorgängervereine (SV Germania Bochum 06, TuS Bochum 1908 und dem Turnverein 1848 Bochum) im Vordergrund, welche dafür sorgte, dass es den VfL Bochum 1848 in der heutigen Form gibt. So kam auch erstmals die Jahreszahl 1938 auf, welche in vielerlei Hinsicht für den weiteren Verlauf des Rundgangs noch relevant wurde. Zudem wurde verdeutlich, wie wirksam der Fußball ist und auch schon immer war, wenn es um politischen Einfluss geht. So wurde der Besuch von Adolf Hitler in Bochum aufgegriffen, welcher den Fußball bereits für seine Propaganda missbrauchte und eine Rede im Ruhrstadion gehalten hat.
Anschließend ging es weiter Richtung Ottokar-Wüst-Platz, wo die Biografie Wüsts beleuchtet wurde. Sein Verständnis von der Verbundenheit des VfL Bochum 1848 mit der Castroper Straße ist vielen bekannt und wird gerade von Liebhabern des heutigen Ruhrstadions immer wieder aufgegriffen.
Nachdem die ersten Fakten bekannt waren, ging es nun also weiter Richtung Bochumer Stadtpark, wo das "Parkhaus" besucht wurde. Anders als der ein oder die andere vielleicht erwarten würde, wartete hier kein klassisches Parkhaus für Autos auf die Teilnehmenden, sondern vielmehr eine Gastronomie. Diese Gastronomie ist der Ort an welchem der VfL Bochum 1848 eV. 1938 gegründet wurde. Abseits von der Gründung des Vereins war das "Parkhaus" lange Zeit auch Anlaufstelle für die gehobenere Gesellschaft in Bochum, welche in den 1930er und 1940er Jahren voralldingen aus Nazis bestand.
Von dort aus wurde die neue Bochumer Synagoge aufgesucht, welche auf dem Gelände des ehemaligen Schützenhofs steht. Von ebendiesem Schützenhof brachen die Nationalsozialist*innen während der Reichsprogromnacht auf, um die alte Synergoge in Bochum niederzubrennen.
Nachfolgend wurde der Weg zum Erich-Gottschalk-Platz angetreten, welcher Erinnerungsort für Erich Gottschalk ist. Gottschalk war Kapitän von Hakoah Bochum, jener Mannschaft, welche im Jahr 1938 die deutsche Meisterschaft im jüdischen Sportbund Schild gewann. Wie Millionen anderer Verfolgter fand auch seine Familie unter den Gräueltaten des NS-Regimes den Tod. Er selbst war der einzige Überlebende seiner Familie und starb schließlich im Jahre 1996 in den Niederlanden.
Nach den intensiven Einblicken rund um das Schicksal Gottschalks, ging es anschließend zum Dr.-Ruer-Platz, welcher mit einem Stolperstein abermals auf die rücksichtlose und menschenverachtende Haltung der Nazis hinweist. Diese trieben den ehemaligen Oberbürgermeister Dr. Ruer 1933 in den Selbstmord.
Die letzte Station war Bochumer Nordbahnhof, welcher Ausgangspunkt für Deportationen war. So fanden von hieraus unzähligen Menschen den Weg in den Tod.